Lernziele: Lernspiele

Ein Junge und ein Mädchen spielen mit Bauklötzen auf dem Boden. Lernspiele, ASS Altenburger

„Mein Kind, spiel doch mal was Sinnvolles! Oder warte! Der Papa zeigt dir, wie man richtig spielt. Geh mal beiseite!“ Sätze aus der Kategorie „Haben wir schon erlebt oder selbst schon gesagt“. Vielleicht haben wir es dann auch direkt bereut, denn irgendwie klingt es so, als ob sich das Kind zwischen „sinnvollem“ Lernen und „sinnlosem“ Spielen entscheiden muss. Heute lernen wir selbst etwas: Spielen und Lernen schließt sich nicht aus. Im Gegenteil: Wer spielt, lernt fürs Leben. Immer.

Spielen natürlich

Starten wir also unseren Beitrag direkt mit einer steilen These: „Alle Spiele sind Lernspiele!“ Kann das sein? Auch wenn die Kinder einfach nur Quatsch machen? Schauen wir mal genau hin! Vielleicht erkennen wir, dass sie dabei viele nützliche Dinge lernen und dass der Quatsch nur das Transportmittel für wichtige Lernerfahrungen ist.

Kinder spielen ganz natürlich. Stundenlang. Manchmal dauert das länger als ein Arbeitstag von Mama oder Papa. Dabei steckt hinter ihrem Spiel kein selbst definiertes Lernziel. Sie spielen intuitiv. Weil es ihnen Spaß macht, aber auch weil sie dabei unbewusst lernen. So hat es die Natur vorgesehen und so beobachten wir es selbst im Tierreich. Kinder verarbeiten Erlebtes, entwickeln Mitgefühl, entdecken ihre Grenzen. Sie imitieren Dinge, die sie gesehen haben. Dabei lernen sie auch, bei der Sache zu bleiben, Aufmerksamkeit und Konzentration über einen längeren Zeitraum auf ein Thema zu lenken. Beim gemeinsamen Spielen entwickeln sie soziale Kompetenzen, lernen mit Gefühlen wie Neid, Ärger, Dankbarkeit, Zuneigung, Enttäuschung oder Stolz umzugehen. Dabei legen sie wichtige Grundsteine für ihre Entwicklung.

Ein Junge und ein Mädchen spielen Memory im Kinderzimmer. Lernspiele, ASS Altenburger
Spielend lernen. Heute würde man es „Gamification“ nennen.

Was sind Lernspiele?

Da müssen wir etwas differenzieren. Denn wie wir gerade gelernt haben, gibt es zum einen das freie Spielen, bei dem Kinder in verschiedene Rollen schlüpfen, miteinander interagieren, Begebenheiten imitieren und sich selbst organisieren. Dabei lernen sie und schulen soziale Kompetenzen, Fantasie oder Mitgefühl. Zum anderen haben wir das Lernspiel – das kann ein Karten- oder Gesellschaftsspiel sein –, mit dem auf spielerische Art und Weise zum Beispiel Rechnen oder Lesen gelernt werden kann.

Erste Lernspiele

Farben, Formen, Gesichter: Wir lernen ab dem ersten Tag unseres Lebens. Neben dem täglichen Lernen durch Beobachtung und dem freien Spielen helfen auch kleine Lernspiele dabei, Dinge schneller zu erfassen oder gezielter abzuspeichern. Mit wachsenden Fähigkeiten können die Lernspiele auch anspruchsvoller werden. Wir haben ein paar Ideen für euch.

Ich sehe was, was du nicht siehst
Ein absoluter Spieleklassiker. Besonders gut geeignet, um kurze Wartezeiten zu überbrücken. Hier geht es nicht nur um das Erkennen und Zuordnen von Farben, sondern auch um Aufmerksamkeit, Konzentration und die Fähigkeit, Schlussfolgerungen zu ziehen. Reihum darf sich jede Person ein Objekt aussuchen und darf nur dessen Farbe nennen. Alle anderen müssen nun erraten, worum es sich handelt. Es wird gespielt, bis die Lust oder die Farben ausgehen.

Ein Mädchen deckt eine Karte beim Memory auf, neben ihr sitzt ein erstaunter Junge. Lernspiele, ASS Altenburger
Lernspiele, die richtig Spaß machen: Beim Memory wird z.B. unsere Aufmerksamkeit und unser Gedächtnis trainiert.

Memory
Die einfachsten Spiele sind manchmal die besten. Memory macht Spaß, trainiert die Aufmerksamkeit und schärft das Gedächtnis. Die Memory-Karten werden verdeckt auf den Tisch gelegt. Nun werden abwechselnd jeweils zwei Karten aufgedeckt, um möglichst viele Karten-Paare zu finden. Es gibt sie in den unterschiedlichen Formen, Farben und mit Motiven aus den verschiedensten Themengebieten, wie MyLilimals oder Paw Patrol. Memory ist ein großartiges Lernspiel ab 3 Jahren.

Galgenmännchen
Eine Person überlegt sich ein möglichst anspruchsvolles Wort, wie Einfaltspinsel, Portemonnaie, Yuccapalme oder Telekommunikationsüberwachungsverordnung. Als Hinweis gibt sie nur den Anfangsbuchstaben und die Gesamtanzahl der Buchstaben preis. Dann werden reihum Buchstaben getippt. Wenn sie im Wort vorkommen, werden sie aufgeschrieben. Wenn nicht, kommt ein weiterer Strich zum Galgenmännchen hinzu. Ziel ist es, das Lösungswort zu erraten, bevor das Männchen komplett ist. Hier wird logisches Denken, Kombinationsvermögen und Abstraktionsfähigkeit (auch ein guter Begriff für das Spiel) gebraucht, um schon nach möglichst wenigen enthüllten Buchstaben das gesuchte Wort zu lösen. Übrigens: Ihr könnt natürlich ein weniger brutales Bild zeichnen – z.B. eine Blume, ein Haus oder einen Schneemann. Hierzu sollten alle Mitspielenden möglichst schon lesen und schreiben können.

Abenteuer Schule
Für die etwas älteren Kinder, besonders für Schulkinder, sind die Spiele von „Abenteuer Schule“ die perfekten Lernspiele. Es gibt sie zu den verschiedensten Themen, wie das AlphabetZahlendie UhrZeichnenNatur oder Verkehrszeichen. Eine alternative, kurzweilig Art, Grundschulwissen zu festigen. So lassen sich die ersten Lernerfolge aus der Schule zuhause ganz spielerisch vertiefen. Der Schwierigkeitsgrad lässt sich dabei einfach variieren.

Ham’wer wieder was gelernt

Kinder sollen spielen. Und zwar so viel sie können. Ob konkrete Lernspiele oder freies Spielen, ist dabei nicht so wichtig. Sie lernen in jedem Fall – fürs Leben. Auf ihre Weise und in ihrem Tempo. Wir müssen gar nicht mit unseren eigenen Vorstellungen und Lösungen eingreifen. Stattdessen können wir dem Spiel freien Lauf lassen – und uns vielleicht einfach mal dazusetzen. Interesse zeigen. Dann lernen Kinder am besten. „Mein Kind, spiel so viel du willst! Oder warte! Zeig Papa mal, wie das geht. Komm, ich setz mich zu dir!“

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